Grußwort des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder MdB, anlässlich des 14. Marsch für das Leben des Bundesverbandes Lebensrecht e. V. am 22. September 2018
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir leben in einer Zeit, in der jeder gefordert ist, sichtbar, ruhig und sachlich für unsere Werte einzustehen. Die Werte unserer freiheitlichen Demokratie, das Gewaltmonopol des Staates, die Art und Weise unseres Zusammenlebens und der Umgang miteinander sind von verschiedenen Seiten herausgefordert.
Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Marsch für das Leben“, bewegen sich zum nunmehr 14. Mal sichtbar und mit einer einfachen und unmissverständlichen Aussage durch die Mitte Berlins: den Schutz des menschlichen Lebens vom Anfang bis zum Ende. Im Namen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sende ich Ihnen herzliche Grüße und danke Ihnen für dieses friedliche Zeichen, das zugleich Mut und Unterstützung für Eltern, Familien und Pflegende ist, die Menschen in all ihren Facetten annehmen und mit ihnen und für sie leben.
Sie wenden sich mit Ihrem öffentlichen Einsatz gegen niemanden, sondern treten für das Leben ein. Sie setzen ein Zeichen für Menschen – geboren oder ungeboren, jung oder alt, gesund oder krank – deren uneingeschränktes Recht zu leben bedroht ist.
Der Marsch für das Leben ist ein Appell an uns alle: an die Schutzpflicht des Staates, an die Solidarität unserer Gesellschaft und an die Verantwortung jedes Einzelnen, menschliches Leben vom Anfang bis zum Ende zu schützen und aktiv dafür einzustehen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2017 rund 101.200 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet, 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Wir dürfen uns niemals an diese unvorstellbar hohe Zahl gewöhnen, sondern müssen Eltern in schwierigen Situationen darin stärken, sich für das Leben eines Kindes zu entscheiden. Der Marsch für das Leben ist für den Gesetzgeber und uns Politiker Erinnerung und Mahnung zugleich, den bestehenden Lebensschutz immer wieder zu hinterfragen und auf neue medizinische Entwicklungen lebensschützend und das Leben fördernd zu reagieren. Das sind in der Regel schwere und kontrovers diskutierte Entscheidungen, die häufig auch im Deutschen Bundestag durch individuelle Erfahrungen und religiöse oder weltanschauliche Prägungen gekennzeichnet sind.
In dieser Legislaturperiode wird sich der Deutsche Bundestag intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie wir mit vorgeburtlichen Bluttests umgehen, die geeignet sind, Behinderungen bei Embryonen festzustellen. Wir können und werden diese Debatte nicht Ärzten und Krankenkassen überlassen. Wir werden in den nächsten Monaten auch intensiv Fragen der Organspende diskutieren mit dem Ziel, die Bereitschaft zur Spende zu erhöhen. Der Auseinandersetzung mit diesen ethischen Fragen wird parlamentarisch breiter Raum und ausreichend Zeit gegeben. Ich bin zuversichtlich, dass es uns auf diesem Wege wie bei der Auseinandersetzung mit Fragen der Sterbehilfe gelingen kann, Lösungen zu finden, die den Lebensschutz verbessern und einen verantwortungsvollen Umgang mit neuen medizinischen Möglichkeiten gewährleisten.
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